|
||||
---|---|---|---|---|
Dipl.Ing.(FH) Klaus Dietz HELIRADIO Geschichte und Gestaltung
1. April 1950. Herr Ing. Bodo Hempel gründete in Limbach-Oberfrohna eine Rundfunkfabrik.
Furnierte polierte Gehäuse, goldene Zierleisten und Einfassungen, Stoff- und Fellbezüge zur
Lautsprecherabdeckung, Bakelit-Knöpfe wurden teils wegen der Verfügbarkeit andererseits aber auch ohne jeden Anspruch auf
Formgebung eingesetzt.
Die Zeit bis etwa 1960 war vorrangig geprägt durch die Entwicklung verbesserter Empfangsschaltungen,
Einführung des UKW-Rundfunks, Vergrößerung der NF-Ausgangsleistung, getrennte Höhen- und Tiefen-Verstellung...
Die Formgebung folgte dem individuellen Geschmack der 50-er Jahre, zeigte keine Abweichungen zu anderen Herstellern beispielsweise Stern-Radio Rochlitz, Goldpfeil Hartmannsdorf oder Rema Stollberg auf.
Die Frühjahrsmesse 1960 wurde für HELI-Radio zu einem bedeutenden Ereignis, nicht die Messe, aber der Kontakt und die später folgende enge Bindung mit zwei gerade diplomierten Formgestaltern der HOCHSCHULE FÜR BILDENDE UND ANGEWANDTE KUNST BERLIN-WEISSENSEE, mit Dietel/Rudolph, prägte nachhaltig die Produkte des Betriebes für die weiteren Jahrzehnte.
Bodo Hempel war Unternehmer, aufgewachsen in Leipzig und verfügte über eine gute humanistische Bildung. In der Durchsetzung seiner Ziele entwickelte er Pioniergeist. Ein neues Firmenzeichen, heute selbstverständlich als Logo zur Corporate Identity gehörend, war eine der ersten Arbeiten, die alle Erzeugnisse, Werbeartikel, einschließlich Briefbögen und auch Fahrzeuge erhielten.
Dieses Zeichen steht stellvertretend für Antenne und Erde, im Negativ das H für HELI, gleichbedeutend mit Hempel-Limbach.
Mit der Entwicklung und Fertigung der Rundfunkgeräte-Kombination RK2, weitgehend aufbauend auf vorhandenem Chassis, wurde 1962 ein gestalterischer Neubeginn, eine Ära stürmischer Folgeentwicklungen eingeleitet. Trennung von Elektronik und Lautsprecher, genau wie zu Beginn der Rundfunkgeräteentwicklung, aber gedacht, funktionell den Bedienort vom Hörort zu trennen, weiße Bedienknöpfe ohne Zierkanten und Goldeinlage, revolutionär die Skala ohne Stationsnamen, lediglich Frequenz- und Wellenlängenangaben enthaltend, naturholzbeschichteter Korpus und farbig lackierte Holzabdeckungen, im Schlitzraster gestanzte Abdeckung des Lautsprechers, asymmetrische Aufteilung der Bedienelemente, kennzeichnen die Anlage. Kombinationen mit angesetzten Plattenspielern, Lautsprechern, Metallkonstruktionen zum freien Aufstellen der Geräte, rundeten dieses Sortiment ab.
Vorhandene Ressourcen des Betriebes, Schlosserei, Tischlerei, Lackiererei sowie kleine Handwerksbetriebe des unmittelbaren
Umlandes wurden unproblematisch in die Arbeiten einbezogen.
1962 habe ich selbst (Autor) nach dem Abitur bei HELI-Radio mit einer Lehre als Funkmechaniker begonnen.
Noch im ersten Lehrjahr übernahm ich Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben, hatte die ersten Kontakte zu Dietel/Rudolph.
Begeistert saugte ich deren Ideen auf, von der Richtigkeit der Ideen fasziniert und überzeugt, leider fehlte mir jegliches
Rüstzeug im Kampf kontroverser Diskussionen, die in vielen Bereichen des Betriebes über Formgebung, Funktionalität und
deren Prioritäten, geführt wurden.
Diese Box war die erste in der DDR verfügbare, klanglich optimierte Baßreflexbox.
Bemerkenswert, weil zu dieser Zeit gestalterisch vollkommen neu, war die Entwicklung des R2F. Der Absatz entwickelte sich von Messe zu Messe steigend. Die anfänglichen Vorbehalte gegen diese nackte, nüchterne Gestaltung verringerten sich, änderten sich in Toleranz, schlugen später in gespannte Erwartung auf neues Design um.
Die Rechtsform des Betriebes hatte Hempel inzwischen geändert, ab 1962 halbstaatlich, was Erleichterungen bei Kreditierung und Finanzierungen möglich machen sollte.
Dietel/Rudolph erhielten Anfang der 60-er den Auftrag, im Rahmen der Neugestaltung von Arbeitsräumen, Büroräumen, Zugängen,
Treppen, Heizkörpern usw. ein gestalterisches Konzept HELIRADIO-spezifischer Umweltgestaltung zu erarbeiten.
Die Einführung des Stereo-Rundfunks stand in den 60-er Jahren als technische Novität bevor.
Ab 1963 wurden Nachfolgekonzepte für die RK3 Baureihe unter sofortiger Einbeziehung der Formgestalter Dietel/Rudolph erarbeitet. Zielsegment waren Geräte der oberen bis Spitzenklasse mit der Folge, dass nur kleine bis mittlere Stückzahlen absetzbar und produzierbar waren. Aufgrund schnellen technischen Fortschrittes der Bauelementeindustrie, Ablösung der Röhrentechnik durch Transistoren,
Ziffernanzeigen, Lautsprecherchassis, war eine relative Kurzlebigkeit der gefundenen schaltungstechnischen Lösungen zu erwarten.
Teure Komplettwerkzeuge für Chassis und dgl., die sich nur bei Großserien lohnten, verboten sich von selbst. Das Gestaltungskonzept sah die Verwendung funktionsorientierter, offener Prinzipien vor, d.h. kein Gesamtgerät, sondern Einzelkomponenten zu schaffen, die in ihren Details ständig dem neuesten Stand des technischen Fortschritts angepasst und modifiziert werden können. Mit dieser Zielsetzung entstand das Rundfunkgerät RK3, die erste Komponente der Bausteinserie 66.
Bahnbrechend in der DDR Rundfunkgeräte-Geschichte wurde erstmals in Richtung vom "Tonmöbel" zum technischen Heimgerät eine Stahlblechummantelung für alle Gehäuse der gesamten Gerätefamilie eingesetzt. Die Oberfläche wurde matt lackiert und in den Farben Weiß, Blau, Orange, Braun angeboten. Die Seitenteile bestanden aus furnierten Spanplatten.
Die Gestaltung lief hier der technischen Entwicklung voraus. Ganz so konsequent stellte sich das technische Innenleben nicht dar.
Erstmalig wurde zur Abdeckung der Lautsprecher galvanisiertes und lackiertes Metalldrahtgewebe eingesetzt. Ungeahnte Schwierigkeiten traten dabei durch Maschenfehler auf. Diese Gewebe waren für Siebtechniken konzipiert, jedoch in ihren Qualitätseigenschaften nicht für Sichtbereiche ausgerichtet.
Konsequent wurde bei dieser Baßreflexbox eine Synthese aus Form und Funktion realisiert.
Die kleinste Kompaktbox K10 erhielt als Lautsprecherabdeckung ein plastisch verformtes Drahtgitter. Dies war die erste bekannte Anwendung, vermutlich weltweit.
1965 gelang es HELIRADIO mit dem RK3 stereo als erstem DDR-Hersteller die HF-Stereofonie einzuführen.
Das Verlangen nach immer besserer Wiedergabe führte im gleichen Jahr zur Entwicklung des Leistungsverstärkers VS1, passend zur Bausteinserie 66.
Alle Bedienelemente wurden auf der Oberseite angeordnet. Zeitgleich entwickelte auch Siemens einen derartigen Verstärker. Der gute Ruf, an kommerzielle Technik, also funktionsorientierte Gestaltung gebundene Erzeugnisse, hohe Übertragungsqualität, weckten das Interesse der Deutschen Post (Rundfunk und fernsehtechnisches Zentralamt). Entwicklung, Fertigung von studiotechnischen Anlagen, speziell Abhöreinrichtungen für die Tonregie im Rundfunk- und Fernsehbereich, später auch für Kultureinrichtungen, Theater, Opernhäuser, sicherten aufgrund geplanter Langlebigkeit dieser Erzeugnisse eine kontinuierliche Kleinserienfertigung über viele Jahre hinweg. Bild 10 Abhöreinrichtung VS1-32
Bild 11 Abhöreinrichtung VS1-31
Nachhallgerät NHE, Abhöreinrichtungen VS1-32, VS1-31, K12 mV, Schallzeilen, Box K20 stehen stellvertretend für Erzeugnisse,
die bis in die 80er Jahre gefertigt wurden.
Die Wirtschaft der DDR war bis zum Ende des Bestehens dadurch gekennzeichnet, daß Bedürfnisse geweckt wurden, der Bedarf aber zu keiner Zeit jemals vollständig gedeckt werden konnte. B. Hempel hatte stets diese Risikofaktoren im Blick, betrachtete die Rundfunkgerätelinie als tragende Säule, ergänzte aber oft die Produktpalette mit weiteren Erzeugnissen z.B. Herzschrittmachern, Blutkörper-Zählgeräten für medizinischen Einsatz oder der erwähnten Studiotechnik. Zur Deckung des gestiegenen Konsumgüterbedarfs an Rundfunkgeräten wurden ab 1964 Chassis der Fertigung von Stern-Radio Sonneberg, Neustadt-Glewe gestalterisch und elektronisch modifiziert und dem Handel mit Erfolg abgegeben.
Nach der vollständigen Trennung Deutschlands durch den Mauerbau 1961 begann auch der chronische Devisenmangel der DDR. Das äußerte sich als Plankennziffer "NSW-Export". Erste Verhandlungen mit westlichen Kunden, die zu diesem Zeitpunkt noch eigenständig geführt werden durften, ergaben keine Absatzchancen. Das HELIRADIO-Design entsprach nicht dem westlichen Zeitgeschmack, war der Zeit voraus. Nach Kundenwunschvorgaben der westlichen Abnehmer und Handelsketten z.B. Story, Wekamp, Fisher, wurden zugekaufte Chassis modifiziert, allerdings ohne Einfluß der Formgestalter. Das Ergebnis war ein gestalterischer Rückschritt in die 50-er Jahre, von Dietel/Rudolph als "Gartenzwergkultur", passend zum „Gelsenkirchener Barock“, bezeichnet. Bild 13 RCX 1000 Bild 14 Exclusivgerät
Das HELI-Signet, Zeichen für funktionelles Design unterblieb auf diesen und weiteren Geräten. Der Absatz mit zugekauften Chassis führte in den folgenden Jahren zur Steigerung des Jahresumsatzes von ca. 6Mio. Mark auf 12Mio. Mark und wurde zur geplanten Vorgabe. Auch im höherpreisigen Segment gelang Absatz in das westliche Ausland (BRD). Der RK3 stereo erhielt ein Holzgehäuse, geschliffene, siebbedruckte Metallfrontplatte, anfangs zugelieferte Metallkalottenknöpfe, Papprückwand. HELIRADIO blieb meist anonym, der Vertreiber Bruns wurde mit Namen aufgedruckt. Diese Exporte mit Rundfunkgeräten gelangen bis in die 70-er Jahre.
Die angekurbelte Massenfertigung von Geräten der unteren und selbst der oberen Preisklassen, führte schon Ende der
60-er Jahre in der DDR zum Absatzstopp verschiedener Hersteller. Neustadt-Glewe fertigte zuletzt lediglich für HELI-Radio.
Goldpfeil Hartmannsdorf stellte die Fertigung der Großsuper ein und rüstete auf Magnetkopffertigung um.
Unbeirrt wurde indes bei HELI unter gestalterischer Leitung von Dietel/Rudolph ein vollkommen neues Konzept in Angriff genommen.
Das Gestaltungskonzept sah ein vollkommen offenes Prinzip zur Langzeitverwendung vor. Mehr Plastizität im äußeren Erscheinungsbild,
Loslösung von technokratisch geprägter Anordnung der Bedienelemente ähnlich dem "Japanlook", statt dessen Zusammenfassung zu logischen Funktionsgruppen, war das Ziel.
Auf die Frage nach dem Sinn der für diese Zeit völlig ungewöhnlichen, auch noch farbigen Bedienelemente, erklärte mir Dietel
einmal wie folgt: "Stelle Dir vor, so wie Du nachts oder als Blinder eine Frau ertastest, so wirst Du am rk5 sensit mit taktilem Fingerspitzengefühl jedes einzelne Element mühelos erkennen".
Die Schaltungstechnik des rk5 sensit war ebenso revolutionär. Erstmalig wurde in der DDR ein Spitzenempfänger durchgängig mit Siliziumtransistoren ausgerüstet.
Auch dem Empfang des AM-Rundfunks, MW, KW wurde große Beachtung durch Wahl spezieller Schaltungen, die ebenfalls DDR-Neuheit waren,
gewidmet.
Die große Ausgangsleistung des rk5 erforderte dafür geeignete passende Lautsprecherboxen.
Sandbeschichtete, farbgebundene Oberfläche einer geklebten Pappkugel aus der Globusfertigung, mit entsprechenden Radien gedrückter
Alu-Frontring, sowie in diesen eingeklebtes geprägtes Drahtgewebe zur Lautsprecherabdeckung bestimmen das Aussehen.
Das Zentrale-Waren-Kontor Berlin, Abnehmer und Verteiler der Rundfunkgeräte, forderte, bedingt durch Absatzstagnation, Ende der 60-er Jahre neue Technik, neue Übertragungsverfahren zur positiven Absatzbeeinflussung, einzusetzen. HELIRADIO widmete sich dieser Aufgabe, entwickelte auf Grundlage eines zum Patent angemeldeten Übertragungsverfahrens eines auf Honorarbasis arbeitenden Mitarbeiters einen Empfänger völlig neuen Typus.
Dem Sendesignal des Rundfunksenders wurde je nach Programminhalt wie Nachrichten, Kultur, Sport, Schlagermusik, Klassik,
Kindersendungen... ein nichthörbares codiertes Begleitsignal hinzugefügt. Auf der Herbstmesse 1968 wurde dieses Verfahren erstmalig in Leipzig vor Ministern und ausgewähltem Publikum der Öffentlichkeit präsentiert. Das Schaltungskonzept basierte auf rk5 sensit Technik.
Das Gestaltungskonzept wurde von Dietel/Rudolph erarbeitet.
Die zur Wärmeabfuhr erforderlichen Kühlköper werden auf der Rückseite sichtbar als Gestaltungselement eingesetzt.
Anfänglich äußerst positiv bewertet, schlugen diese Erwartungen schnell ins Gegenteil um.
Dem Patentinhaber wurde die Möglichkeit verwehrt, patentrechtliche Erfordernisse in materieller wie technischer Hinsicht
wahrzunehmen und fortzuführen.
Der Betrieb wuchs in der Folgezeit von ehemals 40 auf ca. 120 Mitarbeiter an. Probleme der Logistik, der Eigenverwaltung
mußten gelöst werden.
Auflagen staatlicher Stellen, wie Amt für Standardisierung und Meßwesen, Amt für industrielle Formgestaltung, erlegten dem Kleinbetrieb, staatlich, per Gesetz verordnet, Verpflichtungen wie Großbetrieben auf, für die aber hier einfach das Personal fehlte.
Einsicht in manche Unmöglichkeit hatten die Mitarbeiter dieser staatlichen Dienststellen immer, aber ändern konnten sie
dieses System auch nicht.
Innerbetrieblich brachte der Einsatz neuer Technologien große Vorteile. Ende der 60-er Jahre bis Anfang der 70-er Jahre wurde eine eigene Leiterplattenfertigung, vom Drucken, Ätzen, Hochgeschwindigkeitsbohren, später Stanzen, Bestücken und Tauchlöten/Schwallöten mit manchen Startschwierigkeiten, ins Leben gerufen. Das unbedingte Muß so aufwendiger und teurer Technik erforderte deren Auslastung. Eine große Palette bestückter Leiterplatten für die Deutsche Post und fremde Auftraggeber sicherten dies. 1972 schied B. Hempel aus einer Mischung von Resignation, überstandener schwerer Krankheit, staatlichem Druck aus dem Betrieb aus.
HELI-Radio wurde VEB und firmierte unter Gerätebau Limbach-Oberfrohna.
Neu- und Weiterentwicklungen wurden zunächst im Lautsprecherbau vollzogen. PUR-Schaum hart, industriell schon in verschiedenen Bereichen der Bauwirtschaft, Verpackungsindustrie eingesetzt, bot nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, vielfältige Formen abzuleiten. Vor der Verschäumung wurde ebenfalls aus PUR bestehende, farbige Folie in die Schäumform eingelegt. Als Pionier im Einsatz von PUR in der Konsumgüterelektronik hatten Entwickler, Technologen viele Erfahrungen bei der Beseitigung von Qualitätsmängeln sammeln müssen. Bild 18 Box K24 sensit und rk7 sensit (1973/75) Bild 19 Box LK22 sensit
Aus Gründen des teuren Werkzeugbaues wurde die Fertigung der neuen Kugelbox zunächst nicht weiter forciert, später aber auch leider nicht wieder aufgegriffen.
Als vollwertiger VEB erfolgte in den 70-er Jahren, da Hauptproduktlinie wieder Rundfunkgeräte und Lautsprecherboxen waren,
wirtschaftliche Trennung von der Deutschen Post und Eingliederung als kleinster selbständiger Betrieb in das Kombinat
Rundfunk und Fernsehen Staßfurt.
Die Betriebsdirektoren, 14 an der Zahl bis zur Liquidation 1992 hatten zum Teil wenig Gespür für die bereits von Hempel
gestellte Aufgabe, Vorreiter neuer technischer Lösungen zu sein, nicht auf Druck zu entwickeln, sondern aus innerer
Überzeugung und Antrieb neues auf den Markt zu bringen.
Abgesehen vom eigenständigen Äußeren der Geräte und hoher Ausgangsleistung hatten nun auch andere Rundfunkgerätehersteller,
Rema Stollberg, Sternradio Sonneberg, Sternradio Berlin zu Blechgehäusen gegriffen.
In den 80-er Jahren stand zur Debatte, wird Gerätebau Limbach Zulieferbetrieb des Kombinates, läßt man die Produktion auslaufen
wie schon bei vielen kleineren Betrieben oder kann die staatlich geforderte Herstellung diverser Produkte, wie Einschubempfänger
für ELA-Technik, Empfänger für NVA-Ausrüstung und anderer Produkte die Eigenständigkeit bewahren?
In relativ kurzer Zeit wurde die Schaltungstechnik des rk88 sensit auf integrierte Schaltkreise, dort wo vorteilhaft, umgestellt und 1988 als Spitzengerät rk88 sensit ic an den Handel ausgeliefert und in dieser Form bis 1991 produziert.
Bereits Anfang der 80-er Jahre wurde eine 13 Liter Baßreflexbox in die Fertigung übergeleitet, da Lautsprecher mit hohen
Belastbarkeiten zum rk8 fehlten.
Die Baureihe rk5 sensit bis zum rk88 sensit ic zeigte deutlich, daß funktionelles Design geeignet ist, Produkte langlebig zu machen,
denn ästhetisches Empfinden ist nicht an Modeerscheinungen gebunden.
Langjährig gereifte gute Beziehungen zwischen Entwickler und Formgestalter, ständiger Gedankenaustausch ergaben neue Ansatzpunkte für weitere Erzeugnisse. Bild 21 Baßreflexbox K23 Bild 22 Baßreflexbox K35
Akustische Verbesserungen waren mit den damals zur Verfügung stehenden Lautsprecherchassis für geschlossenes Prinzip in dieser
Klasse nicht erreichbar. Im Zeitraum von 1984 bis 1987 wurde analysiert, welche Funktionen eigentlich wirklich von Geräten der oberen Preisklasse, bzw. deren Käufern erwartet, gefordert und benutzt würden, ganz und gar abweichend von Festlegungen in existierenden Standards. Kurz gefaßt wie folgt: Information in bestmöglicher Qualität in allen Rundfunkempfangsbereichen mit höchster Reproduzierbarkeit Wiedergabe peripher anzuschließender Geräte in bestmöglicher Qualität Einfachste Bedienung in einprägsamer Art
Ein Grundübel der Zeit - mit zunehmender Miniaturisierung, Erhöhung der Integrationsdichte, konnten immer mehr und neue
Funktionen realisiert werden.
Im Endeffekt konnte kaum jemand ohne exakte, eindeutige Bedienanleitung diese sogenannten "Gebrauchwerte" überhaupt noch ausnutzen, und wenn dann doch geschafft, ist der erlernte Ablauf bald wieder vergessen. Dieser Zustand ist heute noch reale Tatsache(!), denkt man an Fernsehgeräte, Videogeräte, Camcorder, Telefone... Aufbauend auf diesen Gedanken und Analysen, verfügbaren Technologien und Materialien entstand 1987 das erste Muster rk90 sensit cubus
Gestalterisch und konstruktiv sprengte dieses Gerät durch vollkommen offenes Prinzip alles bisher Existente.
Das Gerät sollte sich als sogenannte "Blackbox" unauffällig überall einfügen lassen wie der Tower eines PC.
Microprozessorsteuerung für die digitale Frequenzaufbereitung des FM-Empfangsteiles sowie des AM-Doppelsupers, digitale Steuerung
aller Analogfunktionen ermöglichten diese Strategie.
Die erste öffentliche Vorstellung des rk90 war die X.DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG in Dresden, schlug ein wie eine Bombe, hatten
doch die beiden Großbetriebe des Kombinates derartiges nicht zu bieten. Das Konzept des rk90 war für die DDR erstmalig und einmalig. Konzeptionell vergleichbares gibt es bis heute auch nicht auf dem internationalen Markt.
Anmerkung: Dieser Abriss der Geschichte von HELIRADIO stammt von Herrn Klaus Dietz, langjährigem Entwicklungsleiter bei HELIRADIO und wurde von ihm selbst freundlicherweise zur Verfügung gestellt
Anmerkung des Verfassers: Bodo Hempel - Direktor im eigenen Betrieb
Zu Beginn der Siebziger Jahre wurden in der DDR mehr oder weniger alle Betriebe, die noch in privatem Besitz waren, enteignet. Wirtschaftliche Überlegungen spielten dabei eine geringere Rolle - es ging ums Prinzip. Auch hier ist Heliradio ein plastisches Beispiel; mit der Überführung in Volkseigentum beginnt eine regelrechte Odyssee durch die verschiedenen Organisationsstrukturen der DDR-Wirtschaft. Zwar war der Betrieb nun nicht mehr im Besitz eines Privatmannes und soweit entsprach es den Vorgaben. Während aber andere Betriebe, mit denen man ähnlich umgegangen war, in größere Betriebe der gleichen Branche eingegliedert wurden, war es mit Heliradio offenbar nicht so einfach. Zu vielfältig war die Produktpalette - vom Rundfunkempfänger über medizinische Geräte bis hin zur hochwertigen Studiotechnik. Der erste Versuch ging in Richtung Deutsche Post, die für die Ausstattung der Rundfunk- und Fernsehstudios zuständig war. Hier gab es mit der RFZ eine Stelle, von der man glaubte, daß Heliradio da passend einzugliedern sei. Die Ernennungsurkunde belegt diesen ersten Schritt auf dem Weg als VEB, weitere werden hier (hoffentlich) bald dokumentiert. |